Über uns | Kontakt | Abonnieren | RSS
 
 
 

Ethnozentrismus made in Romania


So, jetzt haben wir es Schwarz auf Weiss: Die rumänische Regierung hat sich den Vorschlag des liberaldemokratischen Abgeordneten Silviu Prigoana zur Änderung der Bezeichnung "Roma" in "Zigeuner" in der Amtssprache angeeignet. Auch gegen den Einwand des eigenen Außenministeriums, nach dessen Einschätzung die Änderung nichts bewirken wird, da in internationalen Dokumenten der Terminus "Roma" bleibt. Das Argument der Regierung ist fragwürdig: die Akademie der Wissenschaften hat ihr OK dazu gegeben, weil es in allen Sprachen sowieso Zigeuner, Gipsy, Gitanes usw heißt. Die Begründung ist kindisch: Ausländer werden nach der Änderung Roma nicht mehr mit Rumänen verwechseln. Der Regierung in Bukarest scheint das Absurde gar nicht einzuleuchten. An der Amtssprache der internationalen Institutionen ändert sich nichts - Roma bleiben Roma. Man kann sich zum Beispiel schwer vorstellen, dass die EU oder die Bundesregierung oder das State Department von nun an über Zigeuner sprechen wird. Die Übernahme des Begriffs durch Rumänien in den Neunziger Jahren geschah ja gerade wegen der negativ-pejorativen Behaftung des Begriffs (ausführliche Erklärungen hier). 

Gerade um den Nationalfeiertag Rumäniens ist das problematisch: zu sagen, dass es falsch sei, dass Rumänen mit Roma verwechselt werden, grenzt an politischer Idiotie. Das grenzt die Roma aus. Der Nationalfeiertag grenzt sowieso die ungarische Minderheit aus, weil die Große Vereinigung Rumäniens für die Ungarn ein kollektives Trauma ist. Jetzt sind die Roma dran, weiter an den Rand der Gesellschaft gedrängt zu werden. Wer ist als Minderheit demnächst an der Reihe?   
Übrigens: sprachliche Missverständnisse können auch per Gesetz nicht bereinigt werden. Ein Rheinländer bleibt ein Deutscher, auch wenn der Rhein durch Holland oder Frankreich fließt. Ein Moldauer ist jemand aus der Moldau (aus der rumänischen Moldau oder aus Moldawien), es kann aber auch jemand sein, der an der Moldau lebt, die durch Prag fließt (nur heißt sie dort eben Vltava). Wenn Italiener über Monaco sprechen, können sie München oder das Fürstentum Monaco meinen - und wozu das im Ernstfall führt kann hier nachgelesen werden.        
Tags:  |  |  |  |  | 

Der Kommentar

Ethnozentrismus made in Romania

Freitag, 03. Dezember 2010 von Alex Gröblacher

So, jetzt haben wir es Schwarz auf Weiss: Die rumänische Regierung hat sich den Vorschlag des liberaldemokratischen Abgeordneten Silviu Prigoana zur Änderung der Bezeichnung "Roma" in "Zigeuner" in der Amtssprache angeeignet. Auch gegen den Einwand des eigenen Außenministeriums, nach dessen Einschätzung die Änderung nichts bewirken wird, da in internationalen Dokumenten der Terminus "Roma" bleibt. Das Argument der Regierung ist fragwürdig: die Akademie der Wissenschaften hat ihr OK dazu gegeben, weil es in allen Sprachen sowieso Zigeuner, Gipsy, Gitanes usw heißt. Die Begründung ist kindisch: Ausländer werden nach der Änderung Roma nicht mehr mit Rumänen verwechseln.

[ mehr... ]
Blog

Krebsmarker für Nationalstolz

Montag, 08. November 2010 von Alex Gröblacher

Interessant, wie in Rumänien Nationalstolz die Berichterstattung selbst unbewusst verzerren kann. Zwei rumänische Forscher, berichteten dieser Tage die Printmedien (das Fernsehen war gerade damit beschäftigt, sich im emotionalen Morast der Lobreden auf den gerade verstorbenen Hofpoeten Ceausescus zu suhlen und sich die Haare über den immensen Verlust für die rumänische Kultur auszureißen), haben ein Gen entdeckt, das mindestens 11 Krebsarten gemeinsam ist und so entscheidend zur Krebsbekämpfung beitragen kann. Die Story war schon längst in den internationalen Medien erschienen. Wieso also die Verspätung? 

[ mehr... ]