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Rumänien als Energiehub in Südosteuropa


Es wird langsam richtig heiss am Energiestandort Rumänien. In den nächsten Jahren sind hier Milliardeninvestitionen geplant, die auf zweistellige Anteile am BIP kommen - und dem Land zur vorteilhaften Position einer regionalen Energiedrehscheibe verhelfen. Abgesehen von den vielen Kraftwerken, die in Zukunft entstehen sollen - darunter ein zweiter Atommeiler und die Fertigstellung der zwei neuen Reaktoren am AKW Cernavoda - haben die Projekte eine ausgeprägt internationale Komponente. So wird für den zukünftigen Stromexport aus Cernavoda ein Unterseekabel in die Türkei verlegt. In Kürze beginnt der Bau einer bulgarisch-rumänischen Gasleitungsvernetzung, die dann in den nächsten Jahren über Griechenland bis in die Türkei ausgebaut werden soll. Dazu kommen die internationalen Projekte Nabucco, bei dem 470 km Gaspipeline durch Rumänien führen solle, sodann AGRI, an dem sich Rumänien mit einem Flüssiggasterminal im Seehafen Constanta beteiligt, wo die Tankerschiffe aus Aserbaidschan entladen werden sollen. Und schließlich die Ölpipeline Constanta - Trieste.

Rumänien sollte allerdings auch selbst mehr riskieren, rumänische Großkonzerne auch selbst aktiv werden - denn das scheint bisher weniger der Fall zu sein. Nach einem jüngst verabschiedeten Regierungsbeschluss behält der Staat auch 2012 immerhin 85% der Gewinne von Staatsunternehmen ein. Das sind zwar weniger als die 90%, die 2011 fällig waren, aber den Unternehmen, darunter nicht wenige aus dem Energiebereich, sind damit die Hände gebunden. Dazu kommt, dass die Politik mit den in Rumänien agierenden internationalen Akteuren nicht gerade zimperlich umgeht. So verabschiedete das Parlament fast einstimmig ein Gesetz, dass dem Petrom-Konzern den Gasexport aus eigenen Beständen verbietet. Petrom ist durch die Novellierung des Gasgesetzes sogar in die Situation versetzt worden, für das eigene Stromkraftwerk Gas importieren zu müssen, weil es eigenes Gas nicht einsetzen kann, sondern auf den lokalen Energiemarkt bringen muss. Negative Erfahrungen haben hier auch Energiekonzerne wie CEZ oder RWE gemacht. Fazit: Rumänien sitzt energiepolitisch auf einer Goldgrube. Und um an dieses Gold zu kommen, müssen nicht einmal - wie bei Rosia Montana - ganze Berge weggesprengt werden. Ein wenig umdenken dürfte ausreichen. 
 
 
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Der Kommentar

Ausländische Direktinvestitionen verkümmern

Freitag, 13. Januar 2012 von Anne Warga

Befragt man die Regierung in Bukarest zum Stand der ausländischen Direktinvestitionen (FDI) in Rumänien, so erhält man seit Monaten die Standardantwort, die Exekutive werde schon bald ihre neue einschlägige Strategie erarbeitet haben und der Öffentlichkeit unterbreiten. Das ist, bei allem Respekt für den unerwarteten Sparwillen einer rumänischen Exekutive, spät − möglicherweise sogar zu spät.

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Blog

Winter der Empörung

Montag, 16. Januar 2012 von Alex Gröblacher

Vor etwa einem Monat sagte Erste Bank-Chef Andreas Treichl, dass die Sparmaßnahmen in Rumänien "brutal" und für westeuropäische Länder unvorstellbar gewesen seien, dass aber Menschen im Osten Brutalität gewohnt sind. 

In ganz Rumänien platzte der Kragen der Gewohnheit am letzten Wochende. Aus welcher Naht genau ist aber schwerer zu sagen. Die allgemeine Unzufriedenheit mit der Politik und der heimischen Art, Politik zu machen, hat sich mit geballter Kraft entladen; dass der Auslöser eine Unterstützungsdemonstration für die Symbolfigur der Rettungsdienste war, zählt fast gar nicht mehr. Weil Präsident Traian Basescu sich wie kein anderer Politiker nach 1989 als Landesvater aufführte, ist es nur verständlich, dass die Wut der Demonstranten sich gegen ihn richtet. 
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